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Artikel aus unseren Jahresberichten

Schuljahr 2017 / 2018

MakerSpace Version 1

von Daan Ligtvoet und Max Blaauw Klasse

Der MakerSpace ist ein Wahlfach mit freien Möglichkeiten. Es handelt sich um eine offene  digitale Werkstatt mit vielen Möglichkeiten. Jede Schülerin und jeder Schüler, der am MakerSpace teilnimmt bekommt einen Ausweis aus Holz, auf dem man einen Stempel für jeden besuchten Einführungstermin bekommt, z.B. Programmieren von Drohnen. Der MakerSpace ist an fünf Nachmittagen geöffnet und wird von erfahrenen Schülerinnen und Schülern und Lehrerinnen und Lehrern betreut. Man kann über die Lernplattform mebis die gewünschten Geräte reservieren.

Schüler können eigene Projekte entwerfen und diese anschließend per 3D-Drucker drucken. Man kann den 3D-Drucker auch in den Unterricht integrieren. Die fünfte Klasse hat zum Beispiel im Geographieunterricht Höhenmodelle und Gebäude modelliert und anschließend gedruckt. 

Es gibt eine Vielzahl an Fahrdrohnen, die man mit dem iPad steuern und programmieren kann. Man sieht immer wieder Schülerinnen und Schüler in der Aula und in den Gängen, die mit einer Drohne herumfahren und springen. Mit dem iPad können sie die Drohnen verfolgen und steuern. 

Unter Aufsicht können jetzt auch alte Computer auseinander geschraubt und verbessert werden und man lernt so nebenbei wie ein Computer aufgebaut ist. 

Die neueste Errungenschaft ist eine Virtual Reality Brille, die großen Anklang findet. Mit der Brille kann man in einer virtuellen Realität Abenteuer erleben. Dazu benötigt man einen hochwertigen PC, der extra dafür neu angeschafft wurde. 

Außerdem gibt es 3D-Stifte, mit denen man 3D-Objekte in der Luft malen kann. 

Offiziell wurde der MakerSpace am 1. Dezember 2017 eröffnet nach langer Vorarbeit durch das P-Seminar. Sogar die Süddeutsche Zeitung kam zur Eröffnung und schrieb darüber einen Artikel. Mittlerweile besuchen  über 100 Schülerinnen und Schüler  mehr oder weniger regelmäßig den MakerSpace und sind begeistert. 

Also ein voller Erfolg!

 

MakerSpace Version 2

von Lisa Deschler und Anna Lemperle

Herr Müller ist im MakerSpace stets gefragt und steht mir Rat und Tat zur Seite. Doch nicht nur mit dem 3D-Drucker kennt sich unser dritt engagiertester Lehrer aus, sondern auch in den Bereichen Film, Serien und Videospiele kann er so einige Empfehlungen aussprechen. Diese haben wir mitunter im Folgenden für euch festgehalten.

Lisa: Also erst einmal danke, dass Sie dieses Interview mit uns machen.

Herr Müller: Sehr gerne.

Lisa: Wieso machen Sie denn den Maker Space an unserer Schule?

Herr Müller: Also das grundsätzliche Anliegen war diese ganzen Möglichkeiten und Technologien einer möglichst breiten Masse von Schülern zugänglich zu machen und ihnen die Möglichkeit zu geben mit diesen ganzen technischen Geräten Dinge zu verwirklichen, Projekte umzusetzen und einfach Erfahrung damit zu sammeln.

Lisa: Und wieso erst jetzt und noch nicht früher? Sie sind ja schon eine ganze Weile an der Schule.

Herr Müller: Das Problem ist ja, dass man so einfach keinen Raum bekommt. Das ganze war von Beginn an man könnte sagen von meinem ersten Tag an dieser Schule angedacht. Man braucht die Geräte. Man braucht vor allem Geld, wie man an der ein oder anderen Stelle gesehen hat und das hat sich einfach hingezogen. Wir haben im zweiten Jahr mit dem ersten Drucker und ein paar Fünftklässlern angefangen. Das wurden dann immer mehr, sodass wir das dann im dritten Jahr als Wahlunterricht an einem Nachmittag gestartet haben. Das wurden dann nach und nach mehr Nachmittage und dann waren wir im vierten Jahr so weit, dass wir das dann vier, fünf Nachmittage mit über hundert Schülern aufziehen konnten. Ich hätte das sofort gemacht, wenn ich mehr Geld und auch die Räume gehabt hätte.

Lisa: Haben Sie am Anfang gedacht, dass es so viele Leute werden?

Herr Müller: Ne, also vor drei Jahren hätte ich nicht gedacht, dass es in dem Rahmen funktioniert. Dass das Interesse so groß ist, ist jedoch offensichtlich, weil die Möglichkeiten dafür einfach viel zu gut sind. Mit 3D-Druckern irgendwelche Dinge zu machen ist einfach faszinierend und das auch für Schüler in unterschiedlichen Altersstufen. Jeder kann damit was machen und das ist ja eigentlich letzten Endes das Schöne. Man kann selbst mit Fünftklässlern Projekte starten oder sie auch alleine Projekte umsetzten lassen. Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass sich das in so einen stark strukturierten, doch auch restriktiven Schulalltag einbauen lässt. Viele Sachen darf man einfach nicht. Es geht um Verantwortung, es geht um Versicherung und solche Sachen. Wer ist zuständig? Diese Dinge zu klären war die große Herausforderung. 

Lisa: Haben Sie denn Ihre nächsten Investments schon geplant?

Herr Müller: Ja, klar. Geplant ist alles, was geht. Der Lasercutter is schon gekauft und wir bekommen den schätzungsweise im Mai/Juni geliefert. Ansonsten ist die Virtual Reality Brille auch schon da und der Computer wird gerade fertig gestellt. Da warten wir nur noch auf die Grafikkarte. Der nächste 3D-Drucker ist geplant, der auch flexible, wasserlösliche Stützstrukturen drucken kann, um die Modellvielfalt noch größer zu gestalten. Ein neuer Drucker mit einer neuen Technologie wäre sicher auch noch schön, aber das wird noch mindestens ein Jahr lang dauern. Einer, mit dem man dann auch wirklich sehr anspruchsvolle Designobjekte drucken kann. Da wäre dann auch die Qualität der Produkte einfach besser, aber da brauchen wir dann auch noch mehr Leute aus der Zielgruppe Mittelstufe / Oberstufe, die auch von der Modellierungsfähigkeit her weiter sind als die Kleinen. Dann lohnt sich das auch, aber momentan hat der zweite neue Drucker noch Zeit, ist aber schon geplant. 

Lisa: Was für größere Projekte haben Sie denn noch geplant? Jetzt nicht im Sinne von Anschaffungen, sondern für die gesamte Schule. 

Herr Müller: Alles. Alles und noch mehr. Also was interessant wäre und auch schon angedacht ist, wäre so eine Art 3D- oder Maker-Konferenz, bei der man einfach den Fokus auf die ganze Maker Geschichte in Kombination mit Schule legt und zwar in Form einer ein bis zweitägigen Konferenz. Dazu würde man dann Schulen einladen. Interessenten habe ich da schon genug. Mit der Make Munich und so weiter gibt es schon Messen, die in diesem Maker Bereich sehr weit sind, aber speziell mit diesem Fokus auf Schule gibt es das noch nicht. Ich glaube das wäre ganz gut, um anderen Schulen zu zeigen, dass es geht. Gerade das ist halt die große Herausforderung. Wenn man "3D-Drucker" hört, hat man keine Ahnung was das bedeutet und wenn man von einer "VR-Brille" liest, dann hat das auch überhaupt keine Chance irgendwen zu erreichen. Man muss das ganze sehen. Man muss das ganze erleben. Diese Maker-Konferenz wäre dann eben dazu da dann auch andere Schulen mit ins Boot zu holen, weil sich mit den ganzen Technologien auch für den Unterricht didaktisch sehr schöne Projekte umsetzen lassen. 

MakerSpace Version 2Sie benutzen ja auch viel das Wlan. Was sagen Sie denn dazu? Ist das irgendwie verbesserungswürdig?

Herr Müller: *hustet* Es ist verbesserungswürdig und es gibt große Herausforderungen in diesem Bereich. Wir werden gemeinsam daran weiterhin arbeiten. Abseits dieser Bemerkung muss man sagen, dass es einfach überhaupt nicht angepasst ist an die Lebenswelt der Schüler und der Lehrer. Es ist ausgelegt auf maximale Sicherheit und beschränkt damit sehr viele Dinge, die sich für den Unterricht sehr sinnvoll einsetzen lassen. Viel fällt in die Filter und in die Zugangsbeschränkung rein, was gar nicht problematisch ist aber vielleicht von der Technologie her ähnlich ist, wie etwas Problematisches. Meiner Ansicht nach ist es sehr schwierig, weil man da auf einer Gratwanderung ist. Dadurch dass es auch schulexterne Vorgaben vom Kultusministerium gibt, ist man an der Grenze zu dem, was möglich, erlaubt und legal ist. Das ist schwierig. Es muss sich aber auf jeden Fall etwas ändern, weil es einfach nicht funktioniert. Es geht einfach nicht, dass jegliche Form von Lebenswelt zu sehr großem Teil vom Wlan bzw. Internet beeinflusst wird, die Schule aber nicht. Soziale Probleme, die in der realen Welt stattfinden, finden ja auch in der digitalen Welt statt und wenn diese in der Schule gar nicht abgebildet werden können, grenzt man Probleme aus. Sie finden aber dennoch statt und müssen aufgegriffen werden. Auch didaktisch schöne, anspruchsvolle Szenarien, die auch von den Schülern dankend angenommen werden, können zum Teil nicht stattfinden. Es ist oft der Fall, dass durch viel Aufwand versucht wird moderne  Medien in den Unterricht einzubauen, aber das klappt dann am Ende doch nicht. Diese Thematik ist sehr Komplex. Technisch bin ich da auch gar nicht so versiert, dass ich das alles lösen könnte, aber das fällt jetzt nun auch nicht mein Bereich. Ich weiß nur, dass die Anwendung von vielen Sachen einfach nicht geht und das ist eben auch nicht nur meine Meinung, sondern das ist auch die von vielen Leuten, die eben auch viel mit Medien machen, neue Sachen ausprobieren und dann halt auch verschreckt werden, weil zwei, drei Mal was nicht funktioniert. Die Kollegen schließen das dann einfach aus ihrem praktischen Alltag aus, probieren es nicht mehr und wenn sie eben mit dreißig, fünfunddreißig diese schlechten Erfahrungen machen, dann ist das halt etwas, was ich extrem schade finde. Es verhindert einfach auch, dass da Entwicklung im mediendidaktischen und medienerzieherischen Bereich stattfindet.

Lisa: Es gibt so manche Vorwürfe seitens der Schüler, dass Sie zu viel Geld ausgeben. 

Herr Müller: Bei den Schülern? Ja, die sollen halt herkommen und das Geld  nutzen. Zudem finde ich es sehr schön, dass sich die Schüler um mein Geld sorgen. Als Lehrer verdient man mit einer dreiviertel Stelle ganz gut und ich finde auch, dass mein Geld hier ganz sinnvoll investiert ist. Sollte das Geld gemeint sein, dass ich von anderen Leuten ausgebe, kann ich dazu zu bedenken geben, dass das zu einem sehr großen Teil durch externe Partner wie Infineon oder den Fonds der Chemischen Industrie eingeworbene Fördermittel sind. Das heißt die Schule ist da überhaupt nicht an anderer Stelle in Mitleidenschaft gezogen. Weiterhin hat der Förderverein uns bei mehreren innovativen Investitionen wie den ersten 3D-Drucker und die VR-Brille unterstützt und leistet hier einen wichtigen Beitrag um Projekte, die direkt bei den Schülern ankommen zu realisieren. So kommt das Geld tatsächlich nur zu etwa einem Viertel von der Schule. Wir sind jetzt mittlerweile bei einhundert dreißig Schülern, die hier wiederkehrend Nachmittags die Möglichkeit haben Technologien zu nutzen. Außerdem hatten die fünften Klassen die Möglichkeit, ein Projekt mit 3D-Druck umzusetzen und zwei zehnte Klassen haben mit Herr Briegel Projekte umgesetzt. Es ist ja keine bloße Spielerei, sondern die Leute, die diese Sachen nutzen lernen dabei auch niederschwellig ein bisschen programmieren und solche Sachen. Deswegen habe ich da überhaupt kein schlechtes Gewissen. 

Lisa: Wieso haben Sie denn das P-Seminar Gaming nicht in unserer Stufe angeboten?

Herr Müller: *räuspert sich* Ehrlich gesagt hatte ich das damals schon im Blick. Um ehrlich zu sein war ich mir gar nicht so sicher, wie groß die Nachfrage ist, aber das größte Problem war, dass dieser Bereich an sich, gerade mit Spielen, noch ein bisschen gewagter ist als die anderen Sachen mit Medien. Das Spielen wird in der Didaktik an sich und in der Pädagogik gerade im gymnasialen Bereich nicht so ernst genommen. Es wird schnell abgestempelt als "ja, das ist ja nur Spielerei". Dabei kann man gerade auch im Spiel ganz viel lernen und das auch sinnvoll integrieren. Jedenfalls war ich mir da nicht so sicher, ob die Schule schon bereit ist für Spielen in einem P-Seminar. Zum anderen war die Umsetzung des Maker Space da erst einmal wichtiger, da ich dachte, dass das noch ein breiteres Interessensfeld anspricht. Das Problem mit den P-Seminaren ist auch, dass man nicht so genau abfragen kann, was die Leute machen wollen. Ich hätte zum Beispiel gerne drei, vier Themen angeboten und dann die zur Wahl gestellt, die die meisten Interessenten haben. Aber da haben wir noch kein System, in dem das funktioniert.

Lisa: Nun zu einer Frage, die wir von Mitschülern übermitteln sollen. Und zwar ist die Frage, wie sie denn den Namen "Pink Unicorn Media Production" fanden. Ich fand den ganz hervorragend. Ich hätte ihn gerne noch durch unsere 3D-gedruckten, pinken Einhörner irgendwie umgesetzt gesehen, aber der Name an sich spricht schon für die Teilgruppe, die in dem Bereich gearbeitet hat und wird mir definitiv in Erinnerung bleiben.

Lisa: Jetzt waren wir ja schon bei Computerspielen. Was für Spiele spielen Sie denn?

Herr Müller: Ich spiele tatsächlich momentan kaum Computerspiele, weil ich zu sehr gefährdet bin zu intensiv Dinge zu nutzen. Deswegen habe ich weder eine Konsole noch Spiele auf meinem iPad. Wenn ich dann mal Zeit habe, dann probiere ich gerne Sachen aus. Mein letztes Projekt hat sich Gewalt in Videospielen gewidmet. Um Wirkmechanismen von Gewalt auszuprobieren, habe ich dann auch so Klassiker wie Call of Duty wieder ausprobiert. God of War war auch ein Spiel, das mir definitiv in Erinnerung bleiben wird. Es ist doch einfach Wahnsinn wie Gewalt, wenn sie richtig kontextualisiert ist eben gar nicht als eigentliche Gewalt rüber kommt. Wenn man in dem Spiel drin ist, kommt es nicht so brutal rüber, wie es eigentlich ist, weil es so stark ins Narrativ eingebunden ist. Also das sind so Beispiele, die irgendwie ganz cool sind. Leute, die dem kritisch gegenüber stehen, verstehen das zwar nicht, aber für einen selber ist das eine klare Bestätigung, dass das doch nicht nur alles böse ist und dass es einfach drauf ankommt.

Lisa: Wenn Sie ein Lichtschwert haben könnten, welche Farbe würde das haben?

Herr Müller: Na, das ist jetzt die Frage. Weil ich hätte gerne das von Qui-Gon Jinn, aber da ich eigentlich immer statt dem grünen Lichtschwert ein blaues Lichtschwert hatte, würde ich wahrscheinlich einfach bei dem blauen bleiben, weil ich mich schon so dran gewöhnt habe. Und als Serie noch sehr zu empfehlen Black Mirror. Hervorragende Fernsehserie.

Anna: Vielen Dank für das Interview!

 

Herr Müllers Spieleempfehlungen: 

1: Broforce (Free Lives Games) 

2: Octodad (Young Horses) 

3. Osu! (Dean Herbert) 

MakerSpace Version 3

Ein Mann kann etwas verändern

von Christopher Müller

Keine Sorge, im folgenden Artikel soll weder eine narzisstische Selbsthommage ihren Platz finden, noch ist es Zeit für den Abriss einer herausragenden, wenngleich gendertechnisch schwierigen Fernsehserie der 80er Jahre. Ganz im Gegenteil zum Titel geht es gerade darum, dass Jeder etwas verändern kann.

Begibt man sich ausgehend vom Standpunkt des Gymnasiums einige Jahre zurück, erscheint letzte Hypothese als gut haltbar. Kleinkinder und Kinder strotzen nur so vor Phantasie und bauen sich ihre Welt gedanklich und physisch so auf, wie sie es gerade brauchen. Da wird schnell einmal aus einem kleinen Ast ein riesiger Kochlöffel und aus einem kleinen Loch mit Matsch ein Hexenkochtopf, in dem ein feines Süppchen gebraut wird. Steht dieses interessante Mahl in einer selbstgeformten Blätterschüssel dann vor einem und wartet auf eine entsprechende Würdigung, stellt man sich so manche Frage, aber sicherlich nicht die nach mangelnder Phantasie, Kreativität und Schaffenskraft. 

Gehen wir nun weiter hinein in die Schulzeit, ändert sich so einiges. Der eine oder andere Kritiker schreibt gerade dem Gymnasium ein immenses Fehlen gerade dieser Hexensüppchen-Kompetenzen zu. Nun soll es aber gar nicht um systemkritische Ansätze von Precht oder Hüther gehen, sondern vielmehr darum, dass sich ein neues Feld auftut, in dem sich gerade diese Hexensüppchen-Kompetenzen neu erfinden lassen. Und neu erfinden meint hier gleichermaßen analog wie digital, sowohl den zweidimensionalen als auch den dreidimensionalen Raum und zuletzt nun endlich neben der wirklichen Realität auch die virtuelle Realität. 

Mit diesen hohen Ansprüchen soll sich aber doch nun mal die Praxis in Form des sogenannten Makings und im Rahmen des sogenannten MakerSpace am Gymnasium Neubiberg messen. 

Und bitte: 

Analog: Angestrengtes Häkeln einer Handyhülle. Check. 

Digital: Programmieren eines eigenen Computerspiels mit Respawn-Punkten. Check. 

Zweidimensional: Entwerfen von auf Vinylfolie ausgeplotteten Computerspielfiguren. Check. 

Dreidimensional: Modellieren des Brandenburger Tors und 3D-Drucken des Modells. Check. 

Wirkliche Realität: Raum U11 mit Couch. Check. 

Virtuelle Realität: Erschaffen eines Feuers mit einem Regenbogen in einer digitalen immersiven Umgebung. Check. 

Betrachtet man diese Beispiele, scheint es ganz schön viel zu geben, was man so als Mann/Frau/Kind/Jugendlicher verändern kann. Nun aber zum kompromisslosen Faktencheck. Also alle beschriebenen Beispiele haben sich so ergeben. Es sind also seitens der Zielgruppe die gesuchten Hexensüppchen-Kompetenzen vorhanden und entwickelbar. Und auch das Angebot ist entsprechend vorhanden. Dies lässt sich wohl auch nur auf ein gewisses Maß dieser ominösen HS-Kompetenzen seitens der Lehrkräfte, des Fördervereins und sogar des Halbleiterherstellers Infineon zurückführen.

Womit lässt es sich nun aber erklären, dass noch immer viele Schülerinnen und Schüler mehr in Reihen sitzen als auf Couchs lernen, dass viele Drohnen mehr gefahren als programmiert werden, dass viele 3D-Modelle mehr reproduziert als konstruiert werden und dass in vielen Realitäten mehr vorgegebene Lichtschwerter gewirbelt als (Kreativitäts-)Feuer gestaltet werden? Das sich auftuende Feld scheint ein weites zu sein. Und an den sich entwickelnden Rändern dieses Feldes gibt es wohl noch einiges zu tun und zu verändern. Jedoch ist das mit den passenden Kompetenzen sicherlich kein Problem. Und zur Inspiration genügt ein kurzer Raumwechsel, der mittlerweile sogar einen Realitätswechsel ermöglicht. Denn steht man dann einmal vor einem mannsgroßen Modell eines schlagenden Herzens, das sich mit den Abbildern seiner eigenen Hände nach Belieben manipulieren lässt und taucht dann noch weiter ein und findet sich plötzlich in der rechten Herzkammer wieder, schaut nach oben und sieht eine sich öffnende Trikuspidalklappe, kann man wohl nicht anders als inspiriert sein. Und wenn man sich dann nur nicht zu schnell vom alltäglichen vorstrukturierten Kleinklein einfangen lässt, steht der Veränderung und dem neuen Feld nichts im Wege.

Sollte jedoch die Gefahr einer vorschnellen Konfrontation mit Bedenken der Realitätsgefangenen bestehen, steht eine Horde kleiner Pokémon und mehrere maßstabsgetreue Schädel mit beweglichen Unterkiefern bereit, um willig und wohlwollend neue Ideen gutzuheißen.

Schuljahr 2016 / 2017

Happy Printing im Unterricht

von Christopher Müller

Wir schreiben das Jahr 2017. Vor über 30 Jahren wurde von Chuck Hill das Prinzip des 3D-Drucks erfunden. Vor ungefähr 7 Jahren erschienen die ersten 3D-Drucker für den Heimbedarf. Und heute lässt sich mit fast Allem fast Alles drucken. Zum Einsatz kommen Kunststoffe mit Eigenschaften wie wasserlöslich, lebensmittelecht, transparent, flexibel, elektrisch leitfähig und hitzebeständig sowie mit Beimischungen von Holz, Stein, Metall oder Carbon. Die Produkte reichen von Spielzeug, Musikinstrumenten, Kleidungsstücken, Kunstwerken bis hin zu Fahrrädern, Häusern und Jet-Triebwerken. Bei einer Technologie, die so umfangreiche Möglichkeiten bereithält und die bereits zahlreiche alltägliche Prozesse beeinflusst, liegt nahe, dass sich mit ihr auch das schulische Lernen bereichern lässt.

Besucht man nun aber Didaktikmessen oder Hersteller, so wird deutlich, dass es für eine kleine Horde von knapp 30 Kindern und den zeitlichen Rahmen von knapp 45 Minuten nahezu keine Ideen gibt geschweige denn fertige Unterrichtskonzepte. Stattdessen scheinen Werbegeschenke wie Anhänger und Büroklammern das schlagendste Argument für 3D-Drucker in der Schule zu sein.

Erfreulicherweise bedeutet das, dass man so unvoreingenommen seine eigenen Ideen für dreidimensionalen Unterricht formen, umsetzen und weiterentwickeln kann. Diese neuen Gefilde werden aktuell im Fachbereich Geographie am Gymnasium Neubiberg erprobt. Eigentlich ist das auch naheliegend. So ist es wohl die ursprünglichste aller Disziplinen des Geographen, neue Orte und Gebiete zu erkunden. Gleichzeitig können wir so dem zumeist dreidimensionalen Lerngegenstand in seiner eigentlichen Form begegnen. Und tatsächlich sind die ersten Erfahrungen sehr interessant, machen Spass und ergeben ein im wahrsten Sinne begreifbares Produkt. Konkret bedeutet das, dass eine zehnte Klasse das Relief Russlands von der zweidimensionalen Atlaskarte umsetzt in ein dreidimensionales Reliefmodell. Und auch die Jüngsten versuchen sich am 3D. Eine fünfte Klasse hat innerhalb eines Unterrichtsgangs die nähre Umgebung der Schule kartiert und setzt die skizzierten Ergebnisse in Form eines digitalen Modells um, das so ausgedruckt wird.

Wie so häufig bei neuen und medial unterstützten Methoden ist natürlich die Motivation spürbar groß. Aber gerade die intensive Koordination bei der arbeitsteiligen Konstruktion des Modells ist ein erfreulicher Aspekt. Und die exakte Kartierung, die die anschließende Nachbildung notwendig macht, ist ein typischer geographischer Vorgang. Entscheidend gefördert wird bei sämtlichen Schülerinnen und Schülern das dreidimensionale Vorstellungsvermögen. Beim Umgang mit dem CAD-Programm, das zur Modellierung genutzt wird, zeigt sich nach kurzer Zeit eine deutliche Verbesserung der Koordination im Raum. Ein Unterschied zwischen Mädchen und Jungen, der wiederkehrend bei dubiosen Einpark-Theorien vermutet wird, lässt sich hier überhaupt nicht feststellen.

Wie so häufig bei neuen, interessanten und spaßigen Unterrichtsprojekten dauert das Ganze relativ lange und dann auch noch länger als erwartet. Und so gilt es abzuwägen, ob und wenn ja wie häufig sich solche Projekte umsetzen lassen, weiterhin wie passend sie für Lehrplaninhalte  wie “Zeichnen von Kartenskizzen“, “Topographischer Überblick und naturräumliche Gliederung“ sind.

Somit soll dieses Zwischenfazit Freude auf mehr machen und ein Ansporn für alle Interessierten und Motivierten sein. Spätestens ab dem kommenden Schuljahr sollen mindestens zwei der Wundermaschinen sowohl für Lehrerinnen und Lehrer als auch Schülerinnen und Schüler weitgehend frei zur Verfügung stehen und nach einer Einführung nutzbar sein. Diese zukunftsweisenden Möglichkeiten wurden durch Unterstützung des Fördervereins des Gymnasiums Neubiberg und der Infineon Technologies AG möglich gemacht.

Pro3D - Die nächste Revolution!

von Jonas Hoyer

Die nächste industrielle Revolution! Den Titel des nächsten großen Meilensteins der Technik holt der 3D-Drucker. Das Prinzip ist simpel, mit einer Düse wird Plastik hauchdünn übereinander geschichtet, bis schließlich ein dreidimensionales Objekt entsteht. So einfach die Funktionsweise auch sein mag, so vielfältig und innovativ sind die Einsatzmöglichkeiten der Dampfmaschine des einundzwanzigsten Jahrhunderts. In Amsterdam wurde 2014 das erste Haus mittels 3D-Drucker gebaut. Der Einsatz der Technologie im Bau ist ungemein vorteilhaft! Man spart nicht nur an den Transportkosten, auch das Material ist billig, sogar recyceltes Plastik kann verwendet werden. Und die Architektur ist bei weitem nicht der einzige Bereich, den das dreidimensionale Druckverfahren revolutionieren wird. In der Automobilbranche wird das Verfahren unter anderem angewandt, um spezielle Ersatzteile kostengünstig herzustellen. Auch im Flugzeugbau findet das Verfahren bereits seine Verwendung. Selbst im Bereich der Medizin kamen die revolutionären Maschinen bereits zu Einsatz. Mithilfe von 3D-Druckern gelang es einem Forscherteam aus North Carolina sogar ein funktionierendes menschliches Organ im Labor herzustellen und einem Menschen einzusetzen.

Diese und weiter Durchbrüche haben den 3D-Druckern in jüngerer Zeit zum Ruhm verholfen. Das Prinzip ist jedoch keineswegs neu. Schon in den achtziger Jahren gab es die ersten Modelle, die jedoch nur zur Herstellung von Prototypen verwendet wurden. Damals waren sie weder weit verbreitet, noch billig genug für den Haushaltsgebrauch. Doch das hat sich geändert. Mittlerweile sind marktüblichen 3D-Drucker für einen Preis zwischen 1000€ und 3000€ verkäuflich. Dadurch wird die zukunftsträchtige Technologie erstmals auch für Schulen zugänglich.

In diesem Bereich sind die Möglichkeiten ebenfalls schier unbegrenzt. Wie wär's mit einem realitätstreuen Modell einer Pflanzenzelle aus dem 3D – Drucker, um dein Bioreferat noch anschaulicher zu machen? Oder hast du vielleicht Schwierigkeiten, dir ein Molekül räumlich vorzustellen? Kein Problem, drucke es aus und sieh's dir an! Schon bald ist das und noch viel mehr möglich. Das P-Seminar „Pro3D“ holt die Faszination des 3D-Drucks an unsere Schule und macht sie für euch zugänglich.

Unser Ziel ist es bis zum Beginn des nächsten Schuljahrs einen auf die Beine zu stellen, mit zwei hochwertigen und für euch frei zugänglichen 3D-Druckern, sowie weiteren hochmodernen Gerätschaften, darunter verschiedene Drohnen, 3D-Stifte sowie ein Lasercutter. Darüber hinaus planen wir digitale und analoge Anleitungen zu konzipieren und  bereitzustellen, die euch einen leichten Einstieg in den Umgang mit dem 3D-Drucker und weiteren Gadgets ermöglichen sollen. Besonders auf ein großangelegtes Projekt könnt ihr gespannt sein, mit dem wir die Grenzen der Drucker ausloten und die Möglichkeiten der neuen Technologie aufzeigen wollen. Den Aufbau des MakerSpace planen wir mit einer Kamera zu dokumentieren um euch einzigartige Einblicke in die Entstehung zu gewähren. Außerdem ist eine Website in Arbeit, mit der wir euch auf dem Laufenden halten und über unser Projekt informieren werden.

Ihr alle seid herzlich eingeladen den MakerSpace zu besuchen und Zeuge der nächsten Revolution zu werden!

Schuljahr 2015 / 2016

Ich druck mir die Welt, wie sie mir gefällt!

von Christopher Müller, Stefanie Will und Christian Herdt

Es gibt den 3D-Druck schon, und zwar schon überraschend lange. Bereits 1989 wurde die Technologie, welche einige Jahre zuvor patentiert wurde, im amerikanischen Fernsehen vorgestellt. Heute werden Panzer für Schildkröten, Prothesen für Pinguine und sogar Einfamilienhäuser für chinesische Vorstädte gedruckt.

Aber was hat ein so teurer 3D-Drucker in der Schule zu drucken und wie finanziert man ihn?
Nachdem es bezüglich der Sinnhaftigkeit einer solchen Anschaffung tatsächlich einige Bedenkenträger gab, wurde der Drucker letztendlich ausschließlich mit der Unterstützung von Infineon Technologies und dem Förderverein des Gymnasiums Neubiberg angeschafft. Beiden sei an dieser Stelle sehr herzlich gedankt!
Im Hinblick auf die Darlegung des Nutzens durch einen solchen Drucker sei zunächst einmal eine Gegenfrage gestellt:

Wie stellt eine junge Fünftklässlerin ihren persönlichen Smartphone-Ständer her? 
Antwort: Mit zwei Dreiecken und dem Buchstaben U. Passend kombiniert und ergänzt um die dritte Dimension erhält man einen perfekt angepassten Smartphone-Ständer, der innerhalb einiger Stunden für einen Euro gedruckt wird.

Aber worin genau liegt nun der Nutzen?
Natürlich kommt es hierbei nicht auf ein bis zwei gesparte Euros an. Und auch wenn es sich bei dem Material um biologisch abbaubaren Kunststoff handelt, dürfte der ökologische Vergleich mit einem in China produzierten Konkurrenzprodukt eng werden.
Nein, es geht darum, dass hier am Computer mit viel Phantasie Gegenstände entstehen, die dann von der digitalen in die reale Welt übertragen werden. Und am Ende kann man tatsächlich sagen: „Das habe ich selber gemacht!“
Und dahinter steckt die wichtige Erkenntnis, dass jeder etwas verändern und erschaffen kann. Und dass jeder selbstständig sichtbar und spürbar in unsere materielle Welt eingreifen kann.
Frei nach dem Motto von Pippi Langstrumpf: „Ja, ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt!“

Gleichzeitig beginnt man, Bestehendes zu hinterfragen und kreativ zu durchdenken:
Wie funktioniert ein spezieller Drehmechanismus oder eine bestimmte Steckverbindung und aus welchen Elementen ist eigentlich eine Stiftebox aufgebaut? Was lässt sich optimieren, reparieren oder einfach, ergänzt durch ein persönliches Symbol, nachbauen?

Lässt sich der pädagogische Nutzen für die Schülerinnen und Schüler genauer in Worte fassen?
Das Besondere am 3D-Druck ist das Bewegen an der Schnittstelle der digitalen und analogen Welt. Mit den Herausforderungen, die sich aus der Verknüpfung beider Welten ergeben, ist der Heranwachsende zwar in Zeiten von WhatsApp und medialer Berichterstattung unbewusst ständig konfrontiert, aber selten sind diese beiden Welten so nah beieinander und begreifbar, wie bei einem leicht deformierten Objekt, das so entstanden ist, weil eben doch nicht alles, was auf dem Bildschirm nebenan angezeigt wird, sich eins zu eins in die analoge Welt übertragen lässt.
Und wenn man sieht, mit welcher Leichtigkeit und Begeisterung bereits nach wenigen Stunden Objekte in allen drei Dimensionen umhergeschoben, arrangiert und dann mit nach Hause genommen werden, kann man sicher sagen, dass es da so Einiges zu drucken gibt!

Und der praktische Nutzen für die Lehrkräfte?
Natürlich existiert darüber hinaus die gesamte Breite an Unterrichtsmaterial, die sich produzieren lässt. Von einem Modell des Kolosseums, den verschiedenen Kohlenstoffmodifikationen, dem Relief der Erde bis hin zu einem Schülersatz kleiner Zellmodelle ist alles druckbar.
Natürlich nicht zum Selbstzweck. Sondern weil es hier nun wirklich günstiger als im Lehrmittelhandel speziell didaktisch angepasst oder eben schlicht faszinierend ist. Die eigene Konstruktion eines solchen Modells ist auch für die Lehrkräfte zwar zeitaufwändig, aber gleichzeitig handlungsorientiert, aktivierend und fordernd. Und die produzierten Objekte, beispielsweise Zellmodelle für das Fach Biologie, lassen sich anschließend wieder fotografieren und z.B. in einem virtuellen Raum wie Mebis als digitales Arbeitsblatt von den Schülern beschriften.

Letztlich sammeln wir gerade praktische Erfahrungen auf diesem Feld und sind gespannt, welche Chancen und Möglichkeiten hier „die Zukunft“ sowohl unseren Schülerinnen und Schülern als auch uns eröffnen wird. Die ersten Ergebnisse der letzten zehn Wochen bzw. die gut 700 Druckstunden machen auf jeden Fall Freude auf mehr.